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In Winnipeg kamen wir am 20.10. Montag Morgen um 8 Uhr von Churchill kommend an. Wir waren jetzt schon den 20. Tag unterwegs, hatten also fast schon 3/4 der Canrail-Zugreise hinter uns, die am 28.10. von den Niagara Falls kommend, in Toronto enden sollte. - Um 10:55 ging die Fahrt weiter nach Sudbury, wo wir am nächsten Tag, Dienstag, um 11:45 ankamen.
Vor Sudbury fuhren wir eine ganze Zeit durch diese strange Landschaft eines Dunklen Herrschers:
Eine Erklärung:
Das für die verwendeten Nickel-MetallHydrid-Batterien benötigte Nickel, wird in einem Bergwerk in Sudbury/Kanada abgebaut, welches zu den größten umweltverschmutzenden Betrieben am Amerikanischen Kontinent zählt. Der saure Regen aus diesem Betrieb hat eine Fläche von mehreren tausend Quadratkilometern zu einer Todeszone werden lassen, auf der nichts mehr gedeiht. Nur die NASA hat an diesem Territorium Gefallen gefunden, sie testet dort Marssonden.
In Sudbury hatten wir Aufenthalt von 11:55 bis 13:10 - also etwas über eine Stunde, wo wir uns im Bahnhof rumdrückten und in der Nähe ein paar Kleinigkeiten zum Essen kauften, bis wir in den Zug nach Toronto einsteigen konnten. Das sah dann so aus:
So trostlos dieses Sudbury auf uns wirkte - der Tag war noch nicht zu Ende: Er hatte noch eine dicke, fette Überraschung parat! - Nachdem der Zug um 13:10 losgefahren war, hätte er normalerweise um 15:45 einen kurzen Halt in Parry Sound gehabt - von wo unsere Zugreise ja am 1. Okt. 1986 losging - aber oh Wunder! Der Zug hatte dort einen längeren Aufenthalt, so daß wir noch mal nach Parry Sound reinlaufen konnten. Es war Dienstag der 21.10.86.
Ankunft am Bahnhof von Parry Sound:
Unter der Eisenbahnbrücke durch ging’s dann Richtung Städtchen
Wir gingen an dem Super-Market ‘freshmart’ (2013: “IDA”) vorbei die Seguin Street entlang Richtung der Hauptstraße James Street.
Somit schlenderten wir kurz ein bißchen in der James Street und gingen dann langsam wieder zurück. - Im Hintergrund sieht man die most phantastic Eisenbahnbrücke (genauer: Canadian Pacific Railroad Trestle), über die wir gleich nach links, Richtung Toronto, drüber fahren werden. Wo die drei Leute rechts auf dem Trottoir stehen und sich unterhalten ist die Kreuzung zur Seguin Street von der wir gerade runterkamen.
Auf dem Rückweg gingen wir noch mal in den freshmart, um eine Kleinigkeit zu kaufen. Meines Wissens war es Eis, das wir uns kauften. - Und da begegnete uns Hermann!
Hermann kannten wir vom Resort Tapatoo her. Er war Günters Plumber, der bei den Neubauten vom Tapatoo für Wasser und Drainage-Kanalisation sorgte. Einmal reparierten wir nachts beim Schein von Taschenlampen in einem Kanalschacht ein ausgefallenes Schmutzwassersystem samt Pumpe: Hermann, Günter und ich. Meine Hilfe bestand hauptsächlich in logischer Analyse und Eingrenzung des Problems - was dann auch wirklich weiterhalf. - Hermann hatte eine wahrhaft interessante Biografie. Er kam aus Prag und war dort heranwachsender Geigenspieler. Doch 1945 in den Kriegswirren verlor er einen Daumen, sodaß er nicht mehr Geige spielen konnte. Mit seiner Frau wanderte er zu Beginn der 50er Jahre nach Canada aus. Sie hatten Anfangs einen schweren Stand dort, da sie als Deutsche nicht besonders geachtet waren und wenig Chancen hatten, Geld zu verdienen. Sie rappelten sich aber langsam hoch und landeten schließlich in Parry Sound, wo Hermann sein Geld mit der Plumberei verdiente. Seine Frau arbeitete ebenfalls. Im Sommer, in ihrer Freizeit, fuhren sie mit dem Kanu den ganzen Otter Lake entlang, um sodann das Kanu rüber zu tragen zum Rankin Lake, wo sie ein Grundstück am See hatten. Dies wollten sie zu ihrem zukünftigen Domizil ausbauen - was scheinbar ihr Traum war. Das Grundstück fiel gut und gerne 20-30m relativ steil zum See ab und es mußten in mühseliger, jahrelanger Arbeit nach und nach Naturstein-Terrassen und -Treppen angelegt werden und natürlich oben das Haus ausgebaut werden. Wir hatten Hermann und seine Frau dort einmal besucht. Das schon längst fertig gebaute Haus, in dem sie jetzt behaglich und gemütlich eingerichtet wohnten, lag in einem wunderschönen großen schattigen Park mit Rasen und hohen Bäumen und der Weg den steilen Abhang runter zum See war heiter, sonnig und malerisch. - Ich mochte Hermann sehr. Ich hatte den Eindruck, daß er ein wirklich edler Mensch war. - Unser zufälliges Wiedersehen in dem freshmart war natürlich beiderseits echt überraschend und wir freuten uns entsprechend. Er meinte, wir hätten doch Günter Bescheid sagen sollen, der wäre bestimmt gekommen. Aber das jetzt alles im Einzelnen zu erklären, hatten wir gar keine Zeit mehr, denn wir mußten zurück zu unserem Zug, der auf uns wartete!
Und nun konnten wir Parry Sound von einer ganz anderen Perspektive erleben. Jetzt sind wir mit dem Zug auf der großen Eisenbahnbrücke und schauen links runter zur James Street von vorhin. In der Mitte der Straße links oben sieht man die Kreuzung zur Seguin-Street, die wir vorhin entlang schlenderten:
Majestätisch fährt der Zug über seine Brücke! (Im Hintergrund sieht man den Aussichtsturm von Parry Sound von wo aus im Oktober 2009 ein wunderschönes Brückenbild aufgenommen wurde).
Als nächstes sehen wir links den Holzstapelplatz mit dem Seguin-River und der Old Train Bridge:
Wir wenden uns jetzt nach rechts. Unten sieht man (bei gutem Willen) an der Knick-Ecke das Cola-Schild unseres Lieblings-Lokals, wo wir einmal voller Freude unsere Bündel VIA-Zug-Fahrscheine durchblätterten, die Barbara kurz vorher im Reisebüro in der Seguin Street erhalten hatte.
Aussicht im Skyline Dome Car
Parry Sound’s malerische Ölbottiche (heutzutage gibt es die dort nicht mehr).
Ich darf vielleicht jetzt zitieren:
“Einmal sah ich einen langsam vorbei fahrenden Zug auf einem Bahndamm neben der Landstraße nach Parry Sound. Er kam daher wie eine Erscheinung: Er hatte diese wunderschöne Wildwest-Tröte und in einem speziell überhöhten Aussichtswaggon, mit Glas überwölbt, saßen diverse selig dahin fahrende Reisende. Das war für uns eine völlig andere Welt - wie Außerirdische, die da an uns Earthlingen vorbeischwebten!”
Hier ist jene Stelle, wo wir im Sommer jenen Zug sahen, in welchem wir jetzt im schönen Herbst selber drin saßen. Es ist der Eingang zum Oastler Lake Provincial Park:
<Als erstes bot sich die ca. 5 km Wanderung zum “Oastler Lake Provincial Park” an. Er liegt am “Oastler Park Drive”, eine Landstraße, die Richtung Norden nach Parry Sound führt. Hier an dieser Landstraße beim Eingang zu dem Provincial Park war es, wo wir die Erscheinung mit dem außerirdischen Eisenbahnzug hatten. - Wir selber haben leider keine eigenen Fotos von diesem Provincial Park. Solche Parks - analog zu ‘Nationalparks’ - stehen dem Publikum offen und es gibt Wege, Grillplätze und hier sogar die Möglichkeit zum Zelten. Uns hat dieser Park an sich gut gefallen. Insbesondere auch der schöne Oastler Lake persönlich mit seinem warmen weichen Wasser und seinem romantischen Ufer..>
Wir brauchten jetzt noch 4 Stunden bis Toronto (15:45 bis 19:45). Da wir nun hier schon so schön im Skyline Dome Car für uns waren, machten wir noch etliche Fotos von der Ontario-Landschaft die Zugstrecke entlang.
In Toronto kamen wir dann abends an und fuhren mit dem Anschlusszug durch die Nacht nach Montreal, wo wir morgens ankamen..
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