Wie 1955 gab es ein Jahr später 1956 wieder eine zünftige Busreise mit dem katholischen Studentenpfarrer von Bonifatius Gießen, Klever. Ich wiederhole jetzt deswegen den Text von 1955 hier noch mal:
Der katholische Studentenpfarrer der Bonifatiusgemeinde Klever war ein unternehmungslustiger Mann, der 1955 eine politisch-kunsthistorische Bus-Fahrt durch diverse Länder Westeuropas organisierte. Die Hauptcrew der Mannschaft waren bildungshungrige und kunstbeflissene Katholiken, beispielsweise Mitglieder der Katholischen Hochschulgemeinde oder Gymnasiallehrer, die sich auf jede nur erreichbare Kathedrale stürzten. Man hatte auch noch einen richtigen Kunstprofessor mit, der die diversen Führungen durch Klöster, Kirchen, Kathedralen leitete. Ich war mit meinen 14 Lenzen der Jüngste in der Crew. Wir schliefen in Zelten und hatten Kochgeschirr, Benzinkocher, Fressalien dabei. Pfarrer Klever, als ehemaliger Wehrmachtspfarrer, hielt ab und zu eine Feldmesse ab, wobei ihm zwei der Studenten als Meßdiener hospitierten.
Ich war auch einmal Meßdiener. Als solcher hatte ich öfters dem Pfarrer Klever in aller Herrgottsfrühe morgends bei seiner Pflichtmesse zu dienen. Für diese Pflichtmesse hielt er den Geschwindigkeitsrekord, da dieselbe in 20 Minuten beendet war. Er hatte so eine verkrüppelte rechte Hand, eine Schußverletzung aus dem Krieg, mit zwei langen steifen Fingern. Als ich ihm bei der Wandlung jeweils mit der einen Karaffe Wein in seinen goldenen Abendmahlskelch goß und mit der anderen Karaffe Wasser dazugießen wollte, stieß er unwirsch mit seinen steifen Fingern der Krüppelhand die Wasserkaraffe beiseite und flüsterte energisch und eindringlich: “mehr Wein, mehr Wein!”
Im Folgenden sind einige Impressionen dieser Reise, die vielleicht etwas von dieser 50iger-Jahre-Zeit dokumentieren können. (Die Aufnahmen stammen von der ‘Baldinette’, die mir meine Mutter 1953 zu Weihnachten schenkte).
Foto von Sean Teng bei Flickr Unter der Lizenz von Creative Commons 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0)
Die Reise ging nach Südfrankreich an der Mittelmeer-Küste entlang nach Barcelona und dann weiter über Valencia, Granada und Sevilla nach Portugal - Lissabon - Fatima - Aveiro. Dann wieder nach Spanien über Madrid und San Sebastian nach Lourdes in Südfrankreich, schließlich back home.
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Es gibt übrigens auch noch ein Reisetagebuch von mir - mit zusätzlichen Fotos. Siehe hier
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Südfranzösische Landschaft
Katholische Studenten unserer Reisegruppe - in Südfrankreich
Und wo wir hier gerade dabei sind, hätte ich noch 2 Fotos, von denen ich nicht weiß, wo ich sie hinstecken soll - beispielsweise dieses Bootsbau-Foto. Mein Verdacht ist Südfrankreich in der Gegend von Sète, Agde, durch die wir spätnachmittags fuhren - siehe Tagebuch 22. Juli - Sonntag - Arles-Sète
Diese Brücke kommt mir allerdings spanisch vor!
Der Hafen von Barcelona (ganz links die Kolumbus-Säule)
Kolumbus-Denkmal in der Nähe des Hafens
(Author=Diliff - Lizenz siehe Wikimedia)
15-jährige Senorita mit Mutti und Großmutter. Im Hintergrund ein Schiff der 6. US-Flotte, die zu der Zeit gerade zu Besuch in Barcelona war.
Zwei unserer Reisegruppe am Strand des Mittelmeers
Valencia - “Torres de Serranos”. Der Rio Turio wurde trockengelegt. Das Gebiet ist jetzt ein städtischer Park
Rast an der Straße - links unten das Mittelmeer
Der Löwenhof in der Alhambra von Granada (eine maurische Stadtburg) - Die Löwen haben wohl als Wasserspeier dieses Brunnens gedient.
Zwei Frauen unserer Reisegruppe an einem Fenster der Alhambra
Blick von der Alhambra auf die Sierra Nevada (das ‘Schnee-Gebirge’) - man sieht oben ein paar weiße Fetzen Schnee
Die gesamte Alhambra - Aufnahme von 2010
(Author=Jebulon - Lizenz siehe Wikimedia)
Die Kathedrale von Sevilla
Die Kathedrale von Sevilla - andere Seite
Die Stierkampf-Arena von Sevilla (Aufnahme von 2009). - Meine eigenen Original-Fotos innerhalb dieser Arena 1956 finden sich hier.
(Author: Lukasz Lukomski - Lizenz siehe Wikimedia)
4 Teilnehmer unserer Busreise. Von diesen kannte ich die beiden hinteren mit Namen. Links ist Franz Kutny (später Psychiater). Wir saßen hinten im Bus zusammen, da er ebenfalls zu den Jüngsten zählte. Sodann noch Kurt Heyne (mit der Sonnenbrille), den ich noch von meiner Messdienerzeit her kannte - später Studienrat.
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Kleiner Zwischenexkurs: Faszinierend waren für uns auch die Esel in Spanien, die zu der Zeit noch eine durchaus vorhandene Rolle für Transport spielten.
Vorne ein Drahtesel mit Krügen, hinten ein richtiger Esel:
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Fluss Tejo in Lissabon. Im Hintergrund sieht man den Turm von Christo Rei. Er wurde zusammen mit der Rio-Janeiro-artigen Christus-Statue im Jahre 1959 eingeweiht (welche hier 1956 noch nicht auf dem Turm ist). An der Stelle vor dem Turm kam 1966 noch eine San-Francisco-artige Hängebrücke über den Tejo hinzu (Ponte 25 de Abril).
Lissabon: Das Kloster “Mosteiro dos Jerónimos”
Besonders beeindruckend fand ich auch den Praca do Comercio am Tejo:
(Foto von Victor Oliveira - Lizenz siehe Wikimedia)
(Foto von Julien Chatelain - Lizenz Wikimedia)
(Foto von FlyingCrimsonPig - Lizenz siehe Wikimedia)
Enge, steile Gassen in Lissabon
(Foto von Metro Centric - Lizenz siehe Wikimedia)
Postkarte von Aveiro (schätzungsweise 1930-40er Jahre). Der Atlantik ist im Hintergrund, im Vordergrund rechts ist ein See. Dort hinten am Atlantik liegt der Sandstrand der Costa Nova.
So sieht die Costa Nova 2015 aus - im Hintergrund ist Aveiro:
(Foto von Vitor Oliveira - Lizenz siehe Wikimedia)
Zwei Reiseteilnehmer: Studienrat Lhawica und seine Frau:
Dieser Studienrat war voll ok. Er sah in mir einen Jugendlichen, den man eigentlich fördern müsste. - Kürzlich (2024) habe ich Berichte bei Facebook gelesen über die frühere Lehrerschaft am Gießener Liebiggymnasium (60er Jahre). Da spielte er eine besondere - und zwar durchaus positive - Rolle:
Zwischen der portugiesischen Grenze und Madrid liegt Ávila
Zwischen Ávila und Madrid liegt das Königsschloss El Escorial
(Foto von Malopez 21 - Lizenz Wikimedia)
Das Museo del Prado in Madrid
(Foto von losmininos - Lizenz siehe Wikimedia)
Der El Alcazar in Toledo war 1956 noch eine Ruine:
Bilder von 1948, 12 Jahre nach der Zerstörung:
(Author: Ahtsgdf - Lizenz siehe Wikimedia)
Danach wurde er in besonderer Pracht wieder neu hergestellt - hier ein Foto von 2010:
(Foto von Choniron - Lizenz siehe Wikimedia)
Spanische Landschaft
Szene mit spanischen Kindern
Einer unserer Zeltplätze. - Rechts vorne ein paar einheimische Buben, die sich diese fremdartige Szenerie sehr genau anschauen.
Kathedrale in Burgos
(Foto von Gustav Sommer - Lizenz siehe Wikimedia)
San Sebastián an der Biscaya - Vier unserer Reiseteilnehmer
San Sebastián - Die Stadt
Stadt in den Pyrenäen
Wallfahrtsort Lourdes
Die Zapfstellen für das heilende Lourdes-Wasser
Kranke, die als letzte Hoffnung in schattigen Rollstühlen zu der heiligen Quelle gefahren werden
In einem größeren Kapellenraum einer der Kirchen von Lourdes war eine Art ‘salle des béquilles’; d.h. an der Decke dieses sakralen Bereiches hingen unzählige Krücken von Geheilten. - Als Barbara und ich vor ein paar Jahren in Lourdes waren, suchten wir diesen Krückenraum leider vergeblich. - Schade, denn damals, 1956, war es das, was mich am meisten an Lourdes beeindruckte. - Wikipedia berichtet immerhin von 7.000 Fällen von Heilungen, die dem “medizinischen Büro” gemeldet wurden!
Die romanische Basilika Saint-Sernin in Toulouse
(Foto von PierreSelim - Lizenz siehe Wikimedia)
Autopanne in Südfrankreich, ca. 100 km südwestlich vor Clermont-Ferrand: Reifenbrand. - Rechts unser Busfahrer, Herr Weber, wird von einem der Reiseteilnehmer beim Abmontieren des Reifens assistiert.
Der ältere Herr mit Strohhut ist übrigens unser Kunstprofessor aus Frankfurt
Während der Zeit des Reifenwechsels
Paray-le-Monial
(Foto von Krzystof Golik - Lizenz siehe Wikimedia)
Die obere Loire
(Foto von Marianne Casamance - Lizenz Wikimedia)
10.08.1956 – Freitag – Vichy, Paray-le-Monial, Loire, Beaune, Dijon, Neuve Maison
Um 5:45 aufgestanden. Um 7 Uhr abgefahren Richtung Vichy. Dort nur durchgefahren um 8:15. Um 9:30 in Paray-le-Monial und dort die Kirche besichtigt. Hinter Paray-le-Monial in der Loire gebadet – desgleichen wurde dort der Bus gewaschen. Um 12:40 Weiterfahrt. Von 14:45 bis 16 Uhr Pause in Beaune. Durch Dijon durch. Vor einem Jahr (auf unserer Westeuropa-Reise) waren wir ja schon einmal in Dijon. In Neuve Maison (bei Nancy) übernachtet.
Mit diesem schönen Bild aus Beaune, südlich von Dijon, möchte ich mich verabschieden!
(Foto von Rolf Kranz - Lizenz siehe Wikimedia)
10.08.1956 – Samstag – Nancy, Saargebiet, Frankfurt, Gießen
Um 5:45 aufgestanden. Heute ist der letzte Tag. In die Messe und um 8 Uhr Abfahrt. Um 8:30 durch Nancy durch. Weiter Richtung Saargebiet. Um 11:10 die Grenze von Frankreich zum autonomen französischen Protektorat Saargebiet passiert. Um 12:30 in Deutschland. Durch Kaiserslautern, dann die Autobahn hoch nach Gießen. In Frankfurt Kunst-Professor Kerber und seine beiden Söhne abgesetzt. Um 18 Uhr in Gießen.
Ende der Spanien – Portugal – Frankreich Reise.
Was nicht stimmt!
es gibt noch Berichte und Bilder in
Teil 1 des Reise-Tagebuchs
und ebenfalls noch in
Teil 2 des Reise-Tagebuchs
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Hier geht’s zum Teil 1 des Reise-Tagebuchs
Hier geht’s zum Teil 2 des Reise-Tagebuchs
Hier geht’s zum Stierkampf in Sevilla
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