Reise-Tagebuch - zweiter Teil

 

eigener Vorbereitungs-Zettel-B560

Übrigens “Filter und Belichtungsmesser für den “Photoapparat” sahen so aus:

P6260339-Belichtungsmesser & Filter-560

 

     P6260340-Belichtungsmesser-H560

 

 

27.07.56 – Freitag – vor Granada

Ich war als Erster fertig und half, wo ich konnte. Um 8 Uhr war Abfahrt von Alicante. Es war eine Gewaltstrecke. Erst Halt in einem Kaff für eine Stunde. Gleich darauf Halt an einer Hazienda für 2 Stunden, weil der Motor heiß gelaufen war. – Wunderbare Landschaft. Erst trostlose Felsenlandschaft, dann Berge. In der Ferne Schnee auf den Gipfeln der Sierra Nevada. Höhlenwohnungen. – Etwa 30 km von Granada schlugen wir am Abend unsere Zelte auf. Zum Essen hatten wir 2 Becher Wein und Pudding, Flüssige Butter (von der Hitze), trockenen Käse, trockenes Brot, warmes Wasser.

 

28.07.56 – Samstag – Granada – Nachtfahrt nach Sevilla

Um 5:30 aufgestanden. Es war furchtbar kalt. Als erster fertig. Ich drückte mich, wo ich konnte. Um 8:30 Abfahrt. Weiter nach Granada, um 9:30 da. In Granada setzten wir den Bus an einem Hotel ab und gingen in die Stadt. Wir besuchten viele Kirchen. Ich kaufte uns eine Zange für unseren Benzinkocher. Dann, um 13:30 zum Essen. 14:30 bis 16:00 gegessen, 3 Gänge: 1. Kartoffelsuppe mit Reis. 2. Spiegeleier mit Tomatentunke. 3. Kalbfleisch mit Salat und Tomaten. Würzen muss man selbst. Um 17 Uhr gingen wir zur Alhambra. Ein wunderbarer Bau der Araber aus dem 14. Jahrhundert. Festung, Stadt, Palast, alles in allem wunderbar. Um 20:45 etwas getrunken. Jede Menge Senoritas und Zigeunerinnen angelacht und Hut geschwenkt. Dann im Zigeunerviertel: Bettler, Gestank, Dreck und schöne, teils Höhlenwohnungen. – Dann, um 23:45 Nachtfahrt nach Sevilla.

Natürlich war auch in Granada - ähnlich wie in Barcelona - abends der Teufel los!

 

29.07.56 – Sonntag - Sevilla

Um 8:00 Zelte aufgeschlagen – im Hof eines Altenheimes. Dann Führung durch die Stadt zur sehr schönen Kathedrale. Karten für Stierkampf gekauft. Dann ein pfundiges Essen selbst gemacht. Mit dem Taxi zur Arena. Um 19:00 fing es an. Etwa 10 Stiere wurden niedergestreckt. Um 21:00 war es zu Ende. Dann nach Hause und um 22:30 im Bett.

Siehe Stierkampf-Fotos hier

 

30.07.56 – Montag – portugiesische Grenze, bis 30km vor Lissabon

Um 6:00 aufgestanden, um 8:45 von Sevilla weggefahren. Um 14:30 waren wir an der Grenze zu Portugal. Fräulein F. musste zurück nach Sevilla, Visum besorgen. Um 15:30 Weiterreise. Vorher hatten wir noch 2 deutsche Tramps aufgegabelt – beide aus Celle. Durch bis etwa 30 km vor Lissabon. Im Freien übernachtet – stark erkältet.

Grenzstation zu Portugal, - Der mit dem Strohhut und den schwarzen Jeans in der Bildmitte bin ich selber. Links und rechts von mir sind die beiden Tramper. - Ganz links im Bild sieht man übrigens ein Stück unseres Gepäck-Anhängers, daneben ein Teilnehmer unserer Reisegruppe.

Grenzstation-2, sharpen, denoise, inpaint, black&white, pse7-560

 

 

31.07.56 – Dienstag – Setúbal, Lissabon

Um 9:30 Abfahrt. Vorbei am Hafen von Setúbal – um 11 Uhr in Lissabon. Mit der Fähre das Auto und uns übergesetzt. Dann mit unserem Bus mitten in der Stadt gehalten bis 14:15. Dann zu einem sehr schön gelegenen Hotel. Weiter durch die Stadt. Um 19 Uhr in der Deutschen Schule zum Übernachten. Bei Fräulein Lissi, die sich unserer annahm, aßen wir. Es gab prima Gullasch mit Nudeln und Pudding. Dann gingen G., Franz und ich zu der Ausstellung „30 Jahre Portugiesische Kultur“. Danach wanderte ich durch die Stadt mit ihren steilen, engen Gassen, in denen ich mich fast verlaufen hätte. Um 22:30 legte ich mich schlafen.

Die Lissabönner Gasse in der wir wohnten

Lissabon - steile enge Gasse-2, sharpen, denoise, black&white, color5, pse7-560

 

 

01.08.56 – Mittwoch – Alcobaca, Fátima, Aveiro (Costa Nova)

Um 6:00 aufgestanden. Dann 2x das Gepäck geschleppt – etwa 800 m steile Gassen hin- und zurück. Um 8:00 Abfahrt. Um 10:45 waren wir in Alcobaca bis 11:15. Sodann Ankunft um 12:45 in Fatima. Unser Pfarrer hielt einen Gottesdienst. Anschließend Essen im Hotel für 27,5 Escudos (4 DM). Dann 2 km zum Bus. Um 16:50 Abfahrt. Um 20:30 waren wir dann in Aveiro an der Costa Nova.

Die Kirche von Fatima

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02.08.56 – Donnerstag – Costa Nova

Um 11 Uhr aufgestanden und an den Strand, um zu baden. Sehr hohe Brecher – ungewohnt. Ein Bademeister (oder so was ähnliches) wollte mich aufschreiben, weil ich nur die Badehose anhatte. Dann um 13:00 zum prima Essen. Anschließend wieder baden – am Strand die selben hohen Wellen. Ich grub mir eine ‚Burg‘ – besser ein 1-Mann-Loch. In der Sonne gebraten und Fußball gespielt. Herr Weber, unser Fahrer, im Tor. Dann natürlich wieder ins Wasser. Diesmal nahm ich mir ein Herz und mit Todesverachtung durch die 3m hohen Brecher. Dann auf den Wellen hoch und runter, besser, schöner als im Mittelmeer! – Am Abend zurück. Bei 3 Kochgruppen schmarotzt: Bei Fräulein R, bei dem Fräulein Rodtraut und beim Pfarrer. Dann in Gala geschmissen und mit Herrn Weber, Gottfried, Franz, Pit, Hans und G. in die Kneipen von Aveiro zu Bier und Kaffee. Um 0:30 ins Nest. Nie werde ich den schönen Tag an der Costa Nova vergessen!

Hier kann man sich ein Bild machen von den Brechern, mit denen ich es zu tun hatte:

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(Foto von Asiso - Lizenz siehe Wikimedia)

 

 

Ich baue mir eine Sandburg in den Dünen am Atlantik. Im Hintergrund das Städtchen Aveiro

 

Aveiro - Sandburg bauen-2 sharpen denoise inpaint blackwhite color4-Colorized, pse7-560

 

 

Ich werde hier in Aveiro im Sand ‘beerdigt’ (ich hab mir also quasi mein eigenes Grab geschaufelt!). Jedoch dann wird ein ägyptisches Ritual an mir vollzogen, so dass ich wieder auferstehe. - Links mit orientalischem Turban ist unser Busfahrer. Vorne mit der Luftmatratze und ihrem Strohhut ist unsere Mathematikerin Eyla. Mit der Brille im Sand liege ich - begraben. Die beiden heidnischen Frauen rechts gehören natürlich ebenfalls zu unserer Reisegruppe. (Die rechte davon wurde von den Bus-Katholiken ein paar Tage später um ihr ganz spezielles heidnisches Heiligtum geprellt, nämlich den Besuch der  Höhle von Altamira - was ihr - zu Recht -  echt zusetzte!).

 

            Aveiro - Auferstehungsritual-2 sharpen denoise inpaint x2 blackwhite pse7 x2-Colorized-H600

 

 

03.08.56 – Freitag – Guarda, spanische Grenze, Salamanca

Um 6:00 aufgestanden – bitterkalt. Ich räumte die Koffer in den Anhänger während die anderen in der Hl. Messe waren. Um 8:10 Abfahrt. Aufenthalt in Guarda von 13:45-15:30. Erst auf die Stadtmauern, dann in die Kirche. Anschließend zum Kaffetrinken mit Rodtraut und den Freunden. Um 16:30 waren wir an der spanischen Grenze. Um 18 Uhr gings weiter. Um 19:30 war einer der rechten Reifen kaputt. Um 20:45 erreichten wir Salamanca. Dann Zelte aufgeschlagen und anschließend ausgegangen. Um 24 Uhr ins Bett.

Guarda liegt auf der Strecke nach Salamanca

 

 

Ich dachte erst, das ist ein Platz in Barcelona. Jedoch hat mich Sabine Geck (2024) - facebookmäßig darauf hingewiesen, dass es sich um den “Plaza Mayor von Salamanca” handelt. Wofür in der Tat das hintere Haus - “Mesón el Churrasco” spricht. - Danke nochmals für den Tipp!

 

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04.08.56 – Samstag – Avila, Collado Villalba, El Escorial

Um 6:30 aufgestanden. Um 8 Uhr Gepäck eingeräumt und zu Fuß in die Stadt. Um 11:50 war Abfahrt und um 13:30 Ankunft Avila. Im Bus gepennt. Um 15:00 Weiterfahrt. Durch das Kastilische Hochland Richtung Madrid. Um 18 Uhr Zelte am Rande von Collado Villalba aufgeschlagen, gekocht und in die Stadt. Brot gesucht und keins gefunden.

Hier fehlt der kleine Abstecher weg von der Hauptstraße nach El Escorial mit seinem Königspalast: Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial, was auf dem Weg nach Madrid liegt.

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(Foto von Hpschaefer - Lizenz siehe Wikimedia)

 

 

05.08.56 – Sonntag – Madrid

Um 6:00 aufgestanden. Um 7:00 Kirche – aber ohne mich. Um 10 Uhr in Madrid. Zum Museo del Prado und anschließend in die Katholische Schule zum Übernachten. Bis 20 Uhr ausgeruht, einschließlich Essen. Stadterkundung bis 23 Uhr. 0:15 im Bett.

 

Zum Museo del Prado habe ich noch in Erinnerung, dass dort jede Menge junge Maler (Kunststudenten) mit ihrer Staffelei vor irgendwelchen Bildern saßen, um sie zu kopieren.

Die einzigen Bilder, die ich persönlich damals echt interessant fand, waren die beiden von Goya:

Die bekleidete Maya:

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(Foto von Aavindraa - Lizenz siehe Wikimedia)

 

...und die nackte Maya:

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(Foto von Escarlati talk - Lizenz siehe Wikimedia)

 

Die beiden Gemälde stellen die Herzogin von Alba dar, die Geliebte von Goya. Siehe dazu das astreine Buch von Lion Feuchtwanger: “Goya oder der arge Weg der Erkenntnis

 

 

06.08.1956 – Montag – Toledo, Madrid, Burgos

Um 6:15 aufgestanden, alle Koffer in den Bus-Anhänger eingeräumt. Um 8:10 Abfahrt, 9:30 in Toledo. Besichtigung bis 10:45. Ein  Mann wollte mir einen Füllhalter „Parker 51“ für 50 Pesetas andrehen. Dann zurück nach Madrid. Dort von 12 Uhr bis 12:45 für Kaffee etc. gehalten. Dann weiter nach Burgos. Um 18 Uhr die Kathedrale von Burgos besichtigt. Wir wohnten in einer Herberge. Bis um 0:15 in der Stadt rumgestromert.

 

Fahrt nach Toledo zum damals noch vom Bürgerkrieg her 1936 zerstörten El Alcazar.

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Die Kathedrale von Burgos

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(Foto von Mowenna - Lizenz siehe Wikimedia)

 

07.08.1956 – Dienstag – San Sebastián, Behobia, franz. Grenze, Orthez

6:30 aufgestanden. Um 10 Uhr Abfahrt. In San Sebastián um 15 Uhr. Meer angesehen, Mädchen kennengelernt; Stadt angesehen – konnte aber keine Postkarte bekommen, weil alle Geschäfte geschlossen hatten. Um 16:15 weiter. 20 km von San Sebastián Halt in Behobia an der französischen Grenze. – weiter am Golf von Biscaya und vorbei am französischen Biarritz. – Camping in Orthez und gemeinsam gekocht. Um 22:30 im Nest.

Die Höhle von Altamira wurde gestrichen - was eine der älteren Reiseteilnehmerinnen ganz besonders empörte. - Am nächsten Morgen sollte der berühmte Wallfahrtsort Lourdes erreicht werden, und das war für die vorwiegend katholischen Reiseteilnehmer natürlich wichtiger.

San Sebastián an der Biscaya

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08.08.1956 – Mittwoch – Lourdes, Toulouse

Um 6:30 aufgestanden und waschen gegangen, was nur schlecht ging. Um 7:40 weiter nach Lourdes – dort angekommen um 10:30. Heilendes Lourdes-Wasser getrunken und eine Flasche für Mutti mitgenommen. – In Lourdes war viel Betrieb. Um 13:30 Weiterfahrt. In einem kleinen Nest hatten wir eine Panne. Die Gangschaltung des Autos klappte nicht. Der Halt dauert von 16:20 bis 17:30. Dann weiter nach Toulouse. Um 19 Uhr die romanische Kathedrale besichtigt. Dann rumspaziert. Nach der Dusche ins Nest gekrochen.

Der Wallfahrtsort Lourdes

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09.08.1956 – Donnerstag – Soillac, Ussel, Riom

Um 6 Uhr aufgestanden, 8:15 Abfahrt. Um 11 Uhr in Soillac – Abteikirche angesehen. Neue Landkarte gekauft. 12 Uhr weiter. Von 14:30 bis 15:50 vor Ussel ausgeruht. Um 17:30 hatten wir wieder eine Panne. Der rechte, hintere, innere Reifen brannte lichterloh. Die starke Hitze und der Bremsverschluss waren das Problem. Um 19:30 ging‘s weiter – in der Ferne war Vichy zu sehen. In Riom (kurz vor Clermont-Ferrand) campierten wir.

 

Der abmontierte kaputte Reifen

verbrannter Autoreifen-2, denoise, black&white, inpaint, pse7-560

 

 

10.08.1956 – Freitag – Vichy, Paray-le-Monial, Loire, Beaune, Dijon, Neuve Maison

Um 5:45 aufgestanden. Um 7 Uhr abgefahren Richtung Vichy. Dort nur durchgefahren um 8:15. Um 9:30 in Paray-le-Monial und dort die Kirche besichtigt. Hinter Paray-le-Monial in der Loire gebadet – desgleichen wurde dort der Bus gewaschen. Um 12:40 Weiterfahrt. Von 14:45 bis 16 Uhr Pause in Beaune. Durch Dijon durch. Vor einem Jahr (auf unserer Westeuropa-Reise) waren wir ja schon einmal in Dijon. In Neuve Maison (bei Nancy) übernachtet.

 

An der oberen Loire

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(Foto von Havang(nl) - Lizenz siehe Wikimedia)

 

10.08.1956 – Samstag – Nancy, Saargebiet, Frankfurt, Gießen

Um 5:45 aufgestanden. Heute ist der letzte Tag. In die Messe und um 8 Uhr Abfahrt. Um 8:30 durch Nancy durch. Weiter Richtung Saargebiet. Um 11:10 die Grenze von Frankreich zum autonomen französischen Protektorat Saargebiet passiert. Um 12:30 in Deutschland. Durch Kaiserslautern, dann die Autobahn hoch nach Gießen. In Frankfurt Kunst-Professor Kerber und seine beiden Söhne abgesetzt. Um 18 Uhr in Gießen.

Ende der Spanien – Portugal – Frankreich Reise.

 

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