Der katholische Studentenpfarrer der Bonifatiusgemeinde Cleve war ein unternehmungslustiger Mann, der 1955 eine politisch-kunsthistorische Bus-Fahrt durch diverse Länder Westeuropas organisierte. Die Hauptcrew der Mannschaft waren Mitglieder der Katholischen Hochschulgemeinde Giessen aber auch einige ältere kunstbeflissene Semester der Bonifatiusgemeinde (beispielsweise Gymnasiallehrer), die sich auf jede nur erreichbare Kathedrale stürzten. Man hatte natürlich auch noch einen richtigen Kunstprofessor mit, der die diversen Führungen durch Klöster, Kirchen, Kathedralen leitete. Ich war mit meinen 14 Lenzen der Jüngste in der Crew. Wir schliefen in Zelten und hatten Kochgeschirr, Benzinkocher, Fressalien dabei. Pfarrer Cleve, als ehemaliger Wehrmachtspfarrer, hielt ab und zu eine Feldmesse ab, wobei ihm zwei der Studenten als Meßdiener hospitierten.
Ich war auch einmal Meßdiener. Als solcher hatte ich öfters dem Pfarrer Cleve in aller Herrgottsfrühe morgends bei seiner Pflichtmesse zu dienen. Für diese Pflichtmesse hielt er den Geschwindigkeitsrekord, da dieselbe in 20 Minuten beendet war. Er hatte so eine verkrüppelte linke Hand, eine Schußverletzung aus dem Krieg, mit zwei langen steifen Fingern. Als ich ihm bei der Wandlung jeweils mit der einen Karaffe Rotwein in seinen goldenen Abendmahlskelch goß und mit der anderen Karaffe Wasser dazugießen wollte, stieß er unwirsch mit seinen steifen Fingern der Krüppelhand die Wasserkaraffe beiseite und flüsterte energisch und eindringlich: “mehr Wein, mehr Wein!”
Im Folgenden sind einige Impressionen dieser Reise, die vielleicht etwas von dieser 50iger-Jahre-Zeit dokumentieren können. (Die Aufnahmen stammen von der ‘Baldinette’, die mir meine Mutter 1953 zu Weihnachten schenkte).
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